Wollen wir das wirklich?

von Jessica Bernhardt 15.09.2021

Vor Kurzem bin ich im Internet über dieses Video gestolpert
Plan-B glückliche Familien-glückliche Chefs
Und würde gerne meine Gedanken dazu teilen.

Wie war es bei mir

Mein erstes Kind bekam ich im Studium, so dass ich keine Karriere unterbrechen musste, sondern so oder so neu hätte anfangen müssen. Wir konnten also das Kind die ersten drei Jahre zu Hause lassen, wie es unserer Überzeugung entsprach. Während dieser drei Jahre habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben und die Heilpraktiker-Ausbildung gemacht, so dass ich auch keine Langeweile hatte. Als die erste in den Kindergarten kam, kam auch schon Kind Nummer 2. Da die erste drei Jahre zu Hause war, sollte sie es auch. Ich habe dennoch Fortbildungen besucht und Patiententermine wahrgenommen und bin pro Woche etwa auf 8 Stunden Arbeit gekommen. Neben der Kindererziehung und dem Haushalt. Als Kind Nummer 2 in den Kindergarten kam ging ich als Bürokauffrau arbeiten für 25 Stunden die Woche. Ich hatte einen Jahresvertrag und mit Ablauf dessen kam Kind 3. Auch Kind drei geht erst jetzt mit drei Jahren in den Kindergarten. Unsere Kinder waren immer für 35 Stunden im Kindergarten angemeldet, sie gehen nicht in die OGS, und ich versuche meine Arbeitszeiten um sie herum zu basteln. Ich gehe auch Abends arbeiten, wenn mein Mann zu Hause ist oder am Wochenende. Image

Wie man es macht ist es falsch/richtig

Der ein oder andere denkt jetzt vielleicht, ich verurteile ihn, weil er sein Kind mit einem Jahr für 45 Stunden in die Kita gegeben hat. Oder jemand denkt, die hatte bisher aber ein schönes Leben, 9 Jahre zu Hause sitzen und nur Kinderpflege. Jede Familie macht es anders, jede gibt ihr Bestes und jede zweifelt manchmal an ihrem System. 9 Jahre nicht richtig arbeiten, hat bei uns oft zu finanziellen Engpässen und Einbußen geführt. Die ein oder andere Familie kann es sich vielleicht gar nicht leisten ohne 2. Einkommen. Die ein oder andere möchte gerne ihre Karriere weiter voranbringen und nicht wie ich mit 36 nochmal neu anfangen müssen. Wir haben jetzt gemerkt, dass es für Kind Nummer 3 besser gewesen wäre schon mit 2 Jahren in den Kindergarten zu gehen. Und das es nicht das ideale Konzept für jedes Kind gibt. Es gibt dabei kein falsch oder richtig. Und dennoch denke ich, dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Image

Was kann verbessert werden

Im Film wird für mehr Flexibilität geworben, flexiblere Arbeitszeiten, flexiblere Arbeitsverträge.
Ja, Flexibilität fehlt. Nicht nur bei den Arbeitgebern, auch im Kita und OGS Bereich.
Mehr Homeoffice, mehr freie Arbeitszeitgestaltung mit Arbeitsmöglichkeiten, Abends und an den Wochenenden, wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Corona hat da die Forderungen sicher verstärkt und gezeigt, was möglich ist und hoffentlich auch in Zukunft umgesetzt wird. Aber auch Kitas und OGS sollten flexibler werden. Ich bin schon lange für ein Gleitzeit/Stempelkarten Prinzip in diesem Bereich. Bei einer 35 Stunden Woche, müsste ich die Möglichkeit haben, mein Kind mal lange in der Kita zu lassen und mal kürzer. Ich müsste die Möglichkeit haben heute mein Kind zum Essen da zu lassen und morgen nicht und ich müsste dies auch wöchentlich wechseln können. Ebenso ist es in der OGS, wo oft die Kinder erst um 15 oder 16 Uhr abgeholt werden können oder direkt nach Schulschluss. Klar, wenn die Kinder sich in einem Nachmittagsprogramm befinden , geht es nicht sie da raus zu holen, aber um 14 Uhr nach dem Essen, sollte doch drin sein.
Doch war wäre mit einem generell flexibleren System? Alle Parteien haben sich den Wert der Familie groß auf die Fahne geschrieben, klar Deutschland braucht Kinder. Und alle haben die Gleichheit der Geschlechter groß im Programm.
Doch was ist mit Freiheit? Besonders Entscheidungsfreiheit! Wieso kommt man denn nicht mit einem Gehalt aus, sondern soll wie im Film gezeigt Doppelvollzeit anstreben? Wollen wir das wirklich, unsere Kinder so viel fremdbetreuen lassen oder sie nicht sehen, weil wir Vollzeit arbeiten? Sollten wir nicht eine wirkliche Wahl haben? Die Wahl arbeiten zu gehen, oder eben nicht.
Einige Parteien streben dafür ein Erziehungsgehalt an. Bin ich für, denn nur so hätte man eine echte Wahl.
Des weiteren dürfen in dieser ganzen Debatte, die Väter nicht vergessen werden. Auch da sollte es die Möglichkeit geben Stunden reduzieren, oder im Homeoffice erledigen zu können. Auch Väter müssen eine echte Wahl haben ihre Kinder zu Hause betreuen zu können, ohne dafür Einbußen zu haben. Gehälter müssen im gleichen Maße erhöht werden, natürlich angepasst, aber eben nicht ausgesetzt und auch Beförderungen müssen weiterhin stattfinden.
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Was ich mich gefragt habe, als ich diesen Film sah war, wann wird den das Drumherum erledigt? Haushalt, Einkaufen usw. Wann hat denn jeder Partner mal Zeit für sich?
Ist work-life-balance = work-family-balance? Muss man als Eltern seine Zeit nur dem Job und der Familie verschreiben? Wo bleibe da ich, meine Alleinezeit? Ist familienfreundlich= beide gehen arbeiten?
So scheint es zumindest.
Jede Frau hat das Recht, die Möglichkeit, arbeiten zu gehen. Natürlich finde ich das aus Sicht der Emanzipation super. Jede Frau muss quasi arbeiten gehen, weil sonst das Geld nicht reicht, finde ich hingegen voll daneben. Und wenn dieses Geld verdienen trotzdem nur Taschengeld ist, dann erst recht.
Hier kommt auch der gesellschaftliche Druck ins Spiel. Man hat nicht das Gefühl, dass es reicht sich „nur“ um die Kinder zu kümmern, man damit was Wert ist für die Gesellschaft. Daher nochmal die Forderung, schätzt die Erziehungszeit an unseren Kindern als Arbeitszeit und vergütet sie. Ich bin davon überzeugt, unsere Gesellschaft würde wesentlich davon profitieren, wenn Elternarbeit mehr Anerkennung bekommt. Vielleicht nicht wirtschaftlich, aber ganz sicher menschlich!

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