Die Beziehung zu uns selbst ist die wichtigste, die wir führen. Doch direkt danach kommt die zweite prägende Beziehung unseres Lebens: die zu unseren Eltern. Sie beginnt in dem Moment, in dem wir geboren werden, und begleitet uns ein Leben lang – ob wir es wollen oder nicht, ob sie von Liebe geprägt ist oder von Konflikten.
Von unseren Eltern übernehmen wir nicht nur Werte und Traditionen, sondern auch Ängste, Glaubenssätze und Sichtweisen. Vieles davon geschieht unbewusst. Als Kinder sind wir wie kleine Schwämme – wir nehmen alles auf, was um uns herum passiert, und halten es für selbstverständlich. Erst im Laufe unseres Lebens erkennen wir, welche dieser Überzeugungen tatsächlich zu uns gehören – und welche wir einfach übernommen haben.

Im Grunde haben wir im Erwachsenenalter nur zwei Möglichkeiten im Umgang mit den Lebensweisen unserer Eltern: Wir tun es ihnen gleich oder wir entscheiden uns bewusst, es anders zu machen. Beide Wege können Konflikte mit sich bringen – entweder, weil wir in alte Muster zurückfallen, oder, weil wir uns von der elterlichen Sichtweise lösen müssen. Dieser Prozess ist Teil unserer Emanzipation und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserem eigenen Leben.
Egal, wie das Verhältnis zu den Eltern ist – gut oder schlecht, nah oder distanziert – es bleibt eine prägende Verbindung. Eltern sind eng mit unserem inneren Kind verknüpft. Wir reagieren oft auf sie, als wären wir noch Kinder, selbst wenn wir längst erwachsen sind. Und wir spüren die Auswirkungen ihrer Einflüsse unser ganzes Leben lang. Das macht die Eltern-Kind-Beziehung zu einer der tiefsten und komplexesten Beziehungen überhaupt.
Viele Eltern fragen sich, ob sie bei der Erziehung alles richtig machen. Doch die Wahrheit ist: Es gibt kein „perfekt“. Zum einen, weil Eltern selbst ihren eigenen Rucksack an Erfahrungen, Verletzungen und Prägungen mit sich tragen. Zum anderen, weil jedes Kind individuell auf äußere Einflüsse reagiert. Das bedeutet: Eltern können vieles richtig machen – und trotzdem wird es Momente geben, in denen ihr Kind anders reagiert, als sie es erwartet haben.
Es geht nicht darum, perfekte Eltern zu sein, sondern authentische und liebevolle. Kinder brauchen keine makellosen Eltern – sie brauchen Eltern, die sie sehen, lieben und unterstützen.
Wenn du selbst ein Elternteil bist, fragst du dich vielleicht oft, ob du alles richtig machst. Hier einige Impulse, die helfen können:

Eine wichtige Aufgabe im Leben jedes Menschen ist die Emanzipation von den Eltern. Das bedeutet nicht, sich von ihnen abzuwenden oder alles anders zu machen, sondern den eigenen Weg zu finden. Wir dürfen gleiche Werte oder Lebensstile übernehmen, solange sie wirklich unsere eigene Überzeugung sind – und nicht nur ein unreflektiertes Weiterführen elterlicher Sichtweisen.
Die Beziehung zu unseren Eltern prägt uns – sie ist voller Chancen, aber auch Herausforderungen. Eltern können nicht alles richtig machen, Kinder nicht alles richtig verstehen. Doch in dieser gegenseitigen Unvollkommenheit liegt das Menschliche. Letztlich geht es darum, in der Beziehung zu unseren Eltern – egal, ob sie nah oder fern ist – den eigenen Weg zu finden, in Dankbarkeit, Abgrenzung und Liebe. Du kannst deine Eltern nicht ändern, aber du kannst deine Beziehung zu ihnen ändern. Vereinbare gerne einen Termin.
Mein Impuls für dich: Frag dich heute: Welche Überzeugungen und Glaubenssätze habe ich von meinen Eltern übernommen – und welche davon möchte ich bewusst behalten oder loslassen?